Eine weniger bekannte, aber dennoch äußerst bedeutsame Krebsart ist Leberkrebs. Im Schatten anderer häufiger diskutierter Krebserkrankungen bleibt Leberkrebs oft unbeachtet. Dabei zählt er weltweit zu den führenden Todesursachen durch Krebs. Laut aktuellen epidemiologischen Daten von Statista sind Leberkrebsfälle in den letzten Jahren gestiegen. Dabei waren Männer häufiger betroffen als Frauen. Insbesondere in Regionen mit hohem Risiko für Leberkrebs, wie Südostasien und Teilen Afrikas, bleibt diese Erkrankung eine große Herausforderung. Es ist daher sinnvoll, ein besseres Verständnis für Leberkrebs zu entwickeln. Auf diesem Weg lassen sich wirksame Präventions- und Behandlungsstrategien entwickeln und die damit verbundenen gesundheitlichen Belastungen reduzieren.
Welche Arten von Leberkrebs gibt es?
Leberkrebs ist nicht auf eine einzige Art beschränkt, sondern umfasst verschiedene Unterarten. Diese unterscheiden sich in ihrer Entstehung und ihrer biologischen Charakteristik. Die häufigste Form von Leberkrebs ist das sogenannte hepatozelluläre Karzinom (HCC), das etwa 75-85% aller Leberkrebsfälle ausmacht. HCC entsteht meist vor dem Hintergrund einer Leberzirrhose. Diese ist wiederum oft auf chronische Lebererkrankungen wie Hepatitis B oder C, Alkoholmissbrauch oder Fettleber zurückzuführen.
Neben dem HCC gibt es seltener auftretende Arten, darunter das intrahepatische Cholangiokarzinom (ICC) und das hepatozelluläre Adenokarzinom (HCA). Das ICC entsteht aus den kleinen Gallengängen innerhalb der Leber. Es ist vor allem mit bestimmten Erkrankungen wie primär biliärer Cholangitis (PBC) oder primär sklerosierender Cholangitis (PSC) assoziiert. Das HCA hingegen entwickelt sich aus den Leberzellen selbst. Es kann durch verschiedene Faktoren wie hormonelle Veränderungen, bestimmte Medikamente oder genetische Anomalien ausgelöst werden.
Die Unterscheidung zwischen diesen verschiedenen Arten von Leberkrebs ist wichtig, da sie unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern. Auch die Prognosen weichen voneinander ab. Daher ist eine präzise Diagnose und eine gezielte Therapieentscheidung wichtig für die Behandlung von Leberkrebspatienten (1).
Wie entsteht Leberkrebs?
Leberkrebs, insbesondere das hepatozelluläre Karzinom (HCC), entwickelt sich in der Regel über einen stufenweisen Prozess. Dieser beginnt in der Regel mit einer chronischen Lebererkrankung. Zu den häufigsten Ursachen gehören chronischer Alkoholmissbrauch, chronische Hepatitis B oder C-Infektionen sowie nichtalkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD). Diese Erkrankungen können zu einer chronischen Entzündung und Umbau der Leber führen.
Im Verlauf der Fibrose bildet sich Bindegewebe in der Leber, was zu einer fortschreitenden Vernarbung führt. Dieser Zustand ist den meisten Menschen als Zirrhose bekannt. Die Zirrhose ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von Leberkrebs, da das Narbengewebe das normale Lebergewebe ersetzt. Dadurch wird die Leberfunktion zunehmend beeinträchtigt. Darüber hinaus erhöht die Zirrhose das Risiko von Mutationen in den Leberzellen, die zu einem bösartigen Tumor führen können.
Bei Hepatitis B verläuft die Entwicklung von der Virusinfektion über die Leberentzündung zur Fibrose und Zirrhose. Dadurch wird das Risiko für die Entwicklung von Leberkrebs deutlich erhöht. Früher spielte auch Hepatitis C eine große Rolle bei der Entstehung von Leberkrebs. Dank fortschrittlicher Therapien ist die Zahl der Fälle, die auf Hepatitis C zurückzuführen sind, jedoch rückläufig.
Obwohl Leberkrebs typischerweise mit der Progression von chronischen Lebererkrankungen verbunden ist, können auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören genetische Veranlagung, Umweltgifte oder bestimmte Medikamente. Es ist wichtig, diese Risikofaktoren zu kennen und gegebenenfalls Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um das Risiko für Leberkrebs zu verringern (2,3).
Was sind die Risikofaktoren für Leberkrebs?
Leberkrebs ist eine komplexe Erkrankung, bei der verschiedene Risikofaktoren eine Rolle spielen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu Lebererkrankungen wie Leberzirrhose führen, was das Risiko für Leberkrebs deutlich erhöht.
- Chronische Virushepatitis: Chronische Infektionen mit Hepatitis B oder C-Viren können langfristig zu Leberentzündungen und Leberzirrhose führen. Dadurch steigt das Risiko für Leberkrebs.
- Nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH): Diese Erkrankungen werden oft mit Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und metabolischem Syndrom in Verbindung gebracht.
- Toxische Substanzen: Die Exposition gegenüber bestimmten toxischen Substanzen wie bestimmten Chemikalien, Schwermetallen oder Arzneimitteln kann das Risiko für Leberkrebs erhöhen.
- Übergewicht und Adipositas: Übergewicht und Adipositas sind Risikofaktoren für die Entwicklung von Fettlebererkrankungen, die wiederum das Risiko für Leberkrebs erhöhen.
- Genetische Veranlagung: Einige genetische Faktoren erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Leberkrebs. Insbesondere bei Personen mit einer familiären Vorgeschichte von Lebererkrankungen oder Leberkrebs.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein dieser Risikofaktoren nicht zwangsläufig zu Leberkrebs führt. Durch eine gesunde Lebensweise, ärztliche Untersuchungen und die Vermeidung von Risikofaktoren lässt sich das Risiko für Leberkrebs effektiv verringern (4,5).
Wie erkennt man Leberkrebs frühzeitig und wie wird er therapiert?
Die frühzeitige Erkennung von Leberkrebs ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und verbessert die Überlebenschancen der Patienten erheblich. Die Früherkennung basiert im Wesentlichen darauf, Risikopatienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Leberkrebs haben. Dazu gehören Personen mit Alkoholproblemen, chronischer Hepatitis oder allgemeiner Leberzirrhose. Diese Patienten sollten regelmäßig ärztlich untersucht werden. Insbesondere mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen können Lebertumoren frühzeitig identifiziert werden.
Wenn bei einer Untersuchung verdächtige Anzeichen für Leberkrebs festgestellt werden, können weiterführende diagnostische Verfahren durchgeführt werden. Dazu zählen die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Biopsie.
Die Therapiemöglichkeiten für Leberkrebs hängen vom Stadium der Erkrankung ab. Zu den Behandlungsoptionen gehören chirurgische Eingriffe, oder eine Lebertransplantation bei frühen Stadien des Krebses. Bei fortgeschrittenem Leberkrebs kommen andere Therapien wie Ablation (Zerstörung des Tumors durch Hitze oder Kälte), Embolisation (Blockierung der Blutversorgung des Tumors) oder Chemotherapie zum Einsatz.
Die Wahl der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören das Stadium des Krebses, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und andere individuelle Faktoren. Eine multidisziplinäre Herangehensweise, bei der ein Team von Spezialisten zusammenarbeitet, ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten (6,7).
Wie gefährlich ist Leberkrebs?
Leberkrebs, insbesondere das hepatozelluläre Karzinom (HCC), ist eine ernsthafte und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Die Prognose hängt stark vom Stadium der Krankheit bei der Diagnosestellung ab. Leider wird Leberkrebs oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, was die Behandlungsmöglichkeiten einschränkt und die Überlebenschancen verringert.
Im Vergleich zu anderen Krebsarten weist Leberkrebs damit eine relativ hohe Mortalitätsrate auf. Dies liegt zum Teil daran, dass Leberkrebs oft asymptomatisch verläuft, bis er sich bereits ausgebreitet hat. Dadurch wird die Erkrankung oft erst spät entdeckt, wenn eine Heilung schwieriger wird.
Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen von Leberkrebs auf die Gesundheit können auch Komplikationen wie Leberversagen auftreten. Dies kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen und die Behandlung erschweren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Überlebenschancen von Leberkrebs steigen, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Daher ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung bei Risikopatienten entscheidend, um Leberkrebs rechtzeitig zu diagnostizieren und die bestmögliche Behandlung einzuleiten (8,9).
Kann man Leberkrebs vorbeugen?
Die Prävention von Leberkrebs ist möglich, insbesondere durch die Vermeidung von Risikofaktoren und die Förderung eines gesunden Lebensstils. Hier sind einige Maßnahmen, die dabei helfen können, das Risiko für Leberkrebs zu reduzieren:
- Alkoholkonsum begrenzen oder vermeiden: Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Leber schädigen und das Risiko für Lebererkrankungen, einschließlich Leberkrebs, erhöhen. Es ist wichtig, Alkohol in Maßen zu konsumieren oder ganz zu meiden, um die Gesundheit der Leber zu schützen.
- Schutz vor Hepatitis: Einige Formen von Hepatitis, insbesondere Hepatitis B und C, können das Risiko für Leberkrebs erhöhen. Die Verwendung von Kondomen und die Vermeidung des Teilens von Nadeln sind wichtige Maßnahmen, um Hepatitisinfektionen zu vermeiden.
- Gesundes Gewicht halten: Übergewicht und Fettleibigkeit sind mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs verbunden. Durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität wird das Risiko für Fettleibigkeit reduziert. Dadurch sinkt auch das Risiko für Leberkrebs.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist, trägt zur Lebergesundheit bei. Der Verzehr von gesättigten Fettsäuren und Transfetten sollte begrenzt werden, da diese das Risiko für Lebererkrankungen erhöhen.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Menschen mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs, sollten regelmäßig ärztliche Untersuchungen durchführen lassen. Dazu gehören Personen mit chronischen Lebererkrankungen oder einer familiären Vorgeschichte von Leberkrebs. Eine frühe Diagnose trägt wesentlich zum Therapieerfolg bei.
Diese Lebensgewohnheiten tragen dazu bei, das Risiko für Leberkrebs zu verringern und die allgemeine Gesundheit der Leber zu unterstützen (10,11).
Fazit
Leberkrebs ist eine ernste Erkrankung, die oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert wird und schwierig zu behandeln sein kann. Trotz der Fortschritte in der medizinischen Forschung und Therapie bleibt die Prognose oft ungünstig. Insbesondere wenn der Krebs erst spät erkannt wird. Die Prävention von Leberkrebs durch die Vermeidung von Alkoholkonsum, Hepatitisinfektionen und Übergewicht, ist von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus ist die Früherkennung durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen bei Personen mit einem erhöhten Risiko unerlässlich. Trotz der Herausforderungen bieten die Prävention und Früherkennung die beste Möglichkeit, das Risiko für Leberkrebs zu reduzieren. Sowohl Einzelpersonen, als auch die Gesellschaft insgesamt sollten sich bemühen, das Bewusstsein für diese Krankheit zu erhöhen und präventive Maßnahmen zu fördern.
Quellen
- Liver Cancer | Liver Cancer Information | American Cancer Society (9.3.2024)
- Liver Cancer Causes, Risk Factors, and Prevention – NCI (9.3.2024)
- Liver cancer – Symptoms and causes – Mayo Clinic (9.3.2024)
- Risks and causes for liver cancer | Cancer Research UK (9.3.2024)
- Janevska D, Chaloska-Ivanova V, Janevski V. Hepatocellular Carcinoma: Risk Factors, Diagnosis and Treatment. Open Access Maced J Med Sci. 2015 Dec 15;3(4):732-6. doi: 10.3889/oamjms.2015.111. Epub 2015 Oct 29. PMID: 27275318; PMCID: PMC4877918.
- Liu CY, Chen KF, Chen PJ. Treatment of Liver Cancer. Cold Spring Harb Perspect Med. 2015 Jul 17;5(9):a021535. doi: 10.1101/cshperspect.a021535. PMID: 26187874; PMCID: PMC4561392.
- Liver cancer – Diagnosis and treatment – Mayo Clinic (9.3.2024)
- Liver Cancer: Your Chances for Recovery (Prognosis) | Saint Luke’s Health System (saintlukeskc.org) (12.3.2024)
- Liver and Intrahepatic Bile Duct Cancer — Cancer Stat Facts (12.3.2024)
- Liver Cancer Prevention & Risk Factors | Memorial Sloan Kettering Cancer Center (mskcc.org) (12.3.2024)
- Liver (Hepatocellular) Cancer Prevention (PDQ®) – NCI (12.3.2024)