Die Leber spielt eine zentrale Rolle für die menschliche Gesundheit. Sie erfüllt eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen, von der Stoffwechselregulation bis zur Entgiftung des Körpers. Der Nährstoff Cholin ist bedeutend für die Lebergesundheit und an zahlreichen weiteren Funktionen im menschlichen Körper beteiligt. In diesem Blogbeitrag wird der Zusammenhang zwischen Cholin und der Leber erläutert und ein Einblick in die dazugehörige Studienlage gegeben.
Was ist Cholin?
Cholin ist ein essenzieller Nährstoff für den menschlichen Körper und kommt in pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln vor. Der menschliche Körper kann Cholin in geringen Mengen selbst bilden. Allerdings ist eine zusätzliche Zufuhr über die Nahrung notwendig, um den Cholinbedarf des Körpers vollständig zu decken. Cholin kommt meist in esterifizierter Form vor und lässt sich aufgrund seiner Löslichkeit in zwei Gruppen aufteilen.
Fettlösliche Formen
- Phosphatidylcholin
- Sphingomyelin
Wasserlösliche Cholin-Formen
- Freies Cholin
- Cytidin-5-diphosphocholin
- Phosphocholin
- Glycerophosphocholin (1)
Wie bereits einleitend erwähnt, ist Cholin an zahlreichen essenziellen Funktionen im menschlichen Körper beteiligt. Einige Funktionen werden in der nachfolgenden Tabelle beschrieben.
Funktionen von Cholin | Bedeutung |
---|---|
Bestandteil von Zellmembranen | Erhaltung der Struktur und Funktionsfähigkeit aller Körperzellen |
Lipidstoffwechsel | Phosphatidylcholin ist ein Bestandteil des Very Low Density Lipoproteins (VLDL). Dieses Protein transportiert Neutralfette und andere Lipide aus der Leber in die peripheren Zielgewebe |
Neurotransmission | Übertragung von Signalen vom Nerv auf den Muskel zur Koordination von Bewegungsabläufen |
Osmoregulation | Durch Oxidation von Cholin entsteht Betain, welches das Zellvolumen reguliert (insbesondere in der Niere) |
Signaltransduktion | Weiterleitung von Hormonsignalen in die Zellen |
Die Bedeutung von Cholin für die Leber
Die Leber ist entscheidend an der Biosynthese von Cholin beteiligt. Verschiedene Formen von Cholin durchlaufen teilweise unterschiedliche Stoffwechselprozesse, gelangen allerdings letztendlich immer vom Dünndarm über die Pfortader zur Leber.
Liegt ein Cholinmangel vor, kann der Lipidstoffwechsel nicht erfolgen. Das bedeutet, dass überschüssiges Fett aus der Leber nicht ins Blut abgegeben werden kann. Somit sammelt sich das Fett in der Leber an. Dies führt zu einer Schädigung von Leberzellen und beeinträchtigt ihre Funktion. Umgekehrt wird die Anlagerung von Fett in der Leber durch eine ausreichende Versorgung mit Cholin vermieden (2).
Die Studienlage zu diesem Thema untermauert die potenziell positive Wirkung von Cholin auf die Lebergesundheit. Zhou et al. erläutern, dass Cholin das Risiko für Leberkrebs senken kann. Sie bewiesen einen positiven Einfluss auf die Erhaltung von gesunden Zellen und den Schutz von Zellen gegen Krankheitserreger. Außerdem weisen die Studienergebnisse darauf hin, dass ein Mangel an Cholin mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs einhergeht (3).
Cholinreiche Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt die empfohlene tägliche Menge an Cholin für Erwachsene bei 400 mg. Schwangeren wird empfohlen 480 mg täglich einzunehmen. Die empfohlene Menge bei den Kindern variiert je nach Alter zwischen 140 bis 400 mg.
Allerdings werden diese Werte mit der in westlichen Ländern üblichen Ernährung meist nicht erreicht. Die durchschnittlich konsumierte Tagesmenge an Cholin variiert je nach Land zwischen 269 und 468 mg pro Tag. Der Durchschnitt liegt, insbesondere bei Frauen, somit teilweise deutlich unter dem empfohlenem Wert (1, 4). In den USA kommen nur 10% der Erwachsenen und nur 8% der Schwangeren auf den empfohlenen Wert (5).
Cholin ist in einer Vielzahl an Lebensmitteln enthalten. Es kommt sowohl in tierischen als auch pflanzlichen Nahrungsmitteln vor, wobei die Konzentration an Cholin in bestimmten tierischen Lebensmitteln besonders hoch ist:
- Rohes Eigelb 682 mg/100 g
- Rinderleber 418 mg/100 gGekochter Lachs 91 mg/100 g
- Pistazien 72 mg/100 g
- Gedünsteter Brokkoli 40 mg/100 g (2)
Durch die Zubereitung von Lebensmitteln können sich die enthaltenen Cholinverbindungen verändern. Zum Beispiel verringert das Kochen die Konzentration freien Cholins und erhöht den Gehalt an Phosphatidylcholin. Hingegen verringert das Zerkleinern von rohem Gemüse den Gehalt an Phosphatidylcholin, während freies Cholin und Phosphatidsäure freigesetzt werden (1).
Es sind mittlerweile immer mehr Produkte für die Supplementierung von Cholin auf dem Markt zu finden. In diesen Nahrungsergänzungsmitteln sind häufig unterschiedliche Cholin-Arten zu finden. Dazu zählen Glycerophosphocholin, Cholin-Bitartrat, Lecithin und Citicolin. In Studien wurde die Effektivität unterschiedlicher Formen von Cholin überprüft. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass alle genannte Formen ähnliche Auswirkung auf die Erhöhung von Cholin-Werten im Blut hatten (6, 7). Durch die Einnahme von Supplementen kann die Menge und Qualität des konsumierten Cholins kontrolliert werden. Dies kann in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung dazu beitragen, Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Quellen
- European Food Safety Authority. Dietary Reference Values for Choline. EFSA Journal 2016; 14(8). doi: 10.2903/j.efsa.2016.4484.
- Ströhle A, Hahn A. Cholin – Ein Nährstoff mit Vitamincharakter? Ernährung im Fokus 2019; (2):132–7.
- Zhou R-F, Chen X-L, Zhou Z-G, Zhang Y-J, Lan Q-Y, Liao G-C et al. Higher dietary intakes of choline and betaine are associated with a lower risk of primary liver cancer: a case-control study. Sci Rep 2017; 679(7):1–9. doi: 10.1038/s41598-017-00773-w.
- Vennemann FBC, Ioannidou S, Valsta LM, Dumas C, Ocké MC, Mensink GBM et al. Dietary intake and food sources of choline in European populations. Br J Nutr 2015; 114(12):2046–55. doi: 10.1017/S0007114515003700.
- Wallace TC, Blusztajn JK, Caudill MA, Klatt KC, Natker E, Zeisel SH et al. Choline: The Underconsumed and Underappreciated Essential Nutrient. Nutr Today 2018; 53(6):240–53. doi: 10.1097/NT.0000000000000302.
- Kansakar U, Trimarco V, Mone P, Varzideh F, Lombardi A, Santulli G. Choline supplements: An update. Front Endocrinol (Lausanne) 2023; 14:1–11. doi: 10.3389/fendo.2023.1148166.
- Böckmann KA, Franz AR, Minarski M, Shunova A, Maiwald CA, Schwarz J et al. Differential metabolism of choline supplements in adult volunteers. Eur J Nutr 2022; 61(1):219–30. doi: 10.1007/s00394-021-02637-6.
- Arias N, Arboleya S, Allison J, Kaliszewska A, Higarza SG, Gueimonde M et al. The Relationship between Choline Bioavailability from Diet, Intestinal Microbiota Composition, and Its Modulation of Human Diseases. Nutrients 2020; 12(8):1–29. doi: 10.3390/nu12082340.